Wow, ich habe soetwas wie Fans...oder zumindest einen Kommentartor. Zum Glück habe ich die Benachrichtung per Mail bekommen, sonst hätte ich das Ganze hier echt vergessen. Wie passend, dass ich vor Kurzem eine tolle Meldung gelesen habe, die supergut zum Blogtitel passt.
Also bitte liebe Welt, lies meine Geschichte von Frank (Name kann durch beliebigen männl. Vornamen ersetzt werden, Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind nicht von der Hand zu weisen):
Es ist ein kalter Morgen. Draußen
treibt der peitschende Wind den Schneeregen über die bergige
Hochebene. Durch die schmalen Ritzen der dürren Hütte zieht es
gewaltig. Doch nicht durch die klamme Witterung erwacht Frank an
diesem Morgen. Im Flur vor seiner Zimmertür hört er das
gleichmäßige Brummen des alten Vorwerk Staubsaugers. Das alleine
würde seinen gesegneten Schlaf allerdings nie im Leben unterbrechen.
Es ist vielmehr das ohrenbetäubende Getöse, wenn die Elektrodüse
mehrmals mit voller Wucht gegen seine Zimmertür gepollert wird. Er
weiß Bescheid und seine Laune verdunkelt sich schlagartig. Eben noch
in wohligen Träumen geschlummert, jetzt schon wieder im bekackten
täglichen Dasein angekommen. Frank zieht seine buschigen
Augenbrauen zusammen und verengt seine dunklen Augen zu Schlitzen.
Weil das schon seit vielen Jahren so geht, hat Frank mittlerweile
eine sehr faltige Stirn und der grimmig bärbeißige Gesichtsausdruck
ist zu seinem Markenzeichen geworden. Der schwarze, ungepflegte
Backenbart mit seinen kahlen Stellen unterstreicht das nur noch
zusätzlich (aber wenn man den lieben langen Tag nichts Richtiges zu
tun hat, lässt man sich eben ein wenig gehen). Ginge es nur nach
seinem Äußeren könnte er mit seinen gerade mal 28 Lenzen locker
den vollen Rentenanspruch geltend machen, aber einem Kinderspielplatz
dürfte er sich keine 100 m näheren, weil die kleinen Knirpse es mit
der Angst zu tun bekämen.
„Willsde net amool uffsteeehn?“ Das
schneidende Organ seiner Mutter übertönt den Vorwerksauger mühelos.
Und natürlich pollert sie bei diesen Worten weiterhin kräftig gegen
die morsche Holztür. Man könnte ihre luftschutzsirenengleiche
Stimme alleine ja vielleicht überhören. Frank antwortet mit einem
Brummen, richtet sich auf, reibt sich die müden Augen und schlüpft
in seine Sandalen. Sein Nachthemd lässt er gleich an. Wer weiß,
wenn Mutter nachher auf den Markt geht, hat er vielleicht nochmal ein
Stündchen im molligen Federbett.
Frank schläft wirklich sehr gerne.
Leider hat er in dieser Zeit keine Möglichkeit einer erwerbstätigen
Beschäftigung nachzugehen. Seiner Meinung nach ist das nicht so
schlimm. Jobs gibt es bei der momentanen Wirtschaftslage eh keine und
vom kleinen Gemüsekarten hinterm Haus lässt es sich gut leben. Wozu
also auch noch arbeiten? Seine Mutter sieht das erwartungsgemäß
etwas anders. Ständig macht sie ihm die Hölle heiß und bedenkt
Frank mit wenig schmeichelnden Ausdrücken aus dem dialektalen
Sprachgebrauch, wie zum Beispiel: „strunzdumm“, „zunixzugebrauche“
und „faulbiszumgehdnetmeeehr“. Das gefällt Frank nicht.
Eigentlich hat Frank ein eher gelassenes Gemüt, aber seine Mutter
stresst ihn.
Und dann wieder diese Nummer mit Staubsauger, irgendwann langt’s. Frank brodelt innerlich
als er träge zum Küchen-Ofen schlurft und sich einen Tee in die
abgegriffene „BOSS“ Tasse einschenkt, bei der mittlerweile nur
noch die beiden letzten Buchstaben auf der Seite prangen. Er genießt
in stoischer Ruhe seinen Tee, während die alte Hexe hinter ihm in
ihr typisches Geplärre verfällt.
„30 Joar und noch immer nix
erreischd.“ - Wie gesagt, Frank ist erst 28 und hätte somit noch
Zeit etwas zu erreichen. Auf diesen Umstand möchte er sie allerdings
jetzt nicht hinweisen.
„Was hab isch nur falsch gemachd?“
- Eine rein rhetorische Frage. Natürlich hat SIE nichts falsch
gemacht.
„Immer hängd der mit denen annern
Debbe ausm Ort rum anstadd schaffe zu gehen.“ - Frank mag seine
Freunde. Er unternimmt tatsächlich sehr viel mit ihnen und sie
erleben auch tolle Abenteuer zusammen. Die Jungs sind allesamt ganz
prima Kerle mit hohen moralischen Ansprüchen und gläubig sind sie
auch noch. Manchmal streifen sie tagelang durch die Gegend,
unternehmen Wanderungen durch die Berge, bauen Höhlen, spielen mit
Feuer und Messern und allerlei gefährlichen Sachen. Was
Pfandfinderjungs halt gerne so machen. Aber davon möchte seine
Mutter nichts hören.
„Isch hab die größde Luftnummer
als soohhn.“ - Dieser Satz ist neu in ihrem Repertoire. Und weil
Frank ihn nicht gewöhnt ist, verletzt er ihn tatsächlich. Er
verschluckt sich an seinem Tee und muss kurz würgen. Tränen
schießen ihm in die Augen (wegen des Tees, nicht weil er weinerlich
ist). Seine Mutter brabbelt unaufhörlich weiter vor sich hin, doch
ihre Tiraden gehen mittlerweile an Frank vorbei. Er wischt sich mit
seinem langen Ärmel über die Lippen und geht ohne ein weiteres Wort
in seinem Pyjama nach draußen. Frank hat keinen Bock mehr. Er hat
einen Entschluss gefasst und geht entschlossen die Straße hinunter.
Auf seinem Weg reißt er eines der
Plakate von der Wand, die schon seit geraumer Zeit überall im Ort
über den Aufklebern „Plakate ankleben verboten!“ angebracht sind
und die bisher niemand sonderlich beachtet hat. Darauf ist ein Foto
von ihm. Seine Kumpels haben ihn damals aufgezogen, als die ersten
Plakate aufgehängt wurden. „Oh wir haben eine Berühmtheit unter
uns.“, „Schaut hier kommt unser nächstes Male Model of the
year.“ Und derlei ironischen Schwachfug haben sie immer erzählt.
Es war immer sehr witzig und Frank musste auch immer ein wenig
mitlachen, wenn die Jungs sich wieder einen lustigen Spruch
ausgedacht hatten. Doch jetzt hatte Frank keinen Bock mehr.
Mit dem Plakat in der Hand, wehendem Schlafanzug, grimmigem Gesicht und ungepflegtem Bart geht Frank schnurstracks ins Büro des ortsansässigen Schutzmanns. Der kennt Frank bereits von Geburt an, schließlich waren sie viele Jahre lang Nachbarn im kleinen Ort.
„Hallo Frank, was treibt dich bei diesem Sauwetter auf die Straße?“, fragt der stets freundliche Gesetzeshüter, der schon bei vielen Streichen der Jungs ein Auge zugedrückt hat.
„Ich hab‘ keinen Bock mehr.“ Antwortet Frank und legt das ISAF-Fahndungsplakat auf den abgewetzten Tresen.
Und das ist auch schon die ganze
Geschichte. Dumm ist Frank nicht. Aus Geld hat er sich auch nie etwas
gemacht. Er hatte einfach keinen Bock mehr auf den ganzen Stress zu
Hause. Nur leider wurde seine Geschichte (wie
immer) von sensationsgeilen Medien ausgeschlachtet und völlig überdramatisiert. Egal, Frank hat endlich seine Ruhe: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,828118,00.html
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